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Produzentinnenrundreise - Die Highlights

Vom 15. bis 30. August waren zwei Produzentinnen der Kaffeekooperative Red Ecolsierra aus Kolumbien zu Gast im Ruhrgebiet. Gemeinsam mit Übersetzerin Stefanie Hoppe haben sie über 20 Veranstaltungen in 13 Fairtrade-Towns im Ruhrgebiet besucht und dabei Bürgermeister*innen, Gleichstellungsbeauftragte und NRW-Umweltminister Oliver Krischer getroffen, Weltläden, Röstereien, Messen, AllerWelt- und Gemeindehäuser, sowie Schulen besucht. Die Kooperative produziert den Kaffee für den im Ruhrgebiet sehr beliebten Städtekaffee „Pottkaffee“.

Foto: Faire Metropole Ruhr/Tamara Kaschek

Alle Fotos zur Reise finden Sie hier.

Mildred Niebles ist als Tochter einer der Begründer von Red Ecolsierra schon seit ihrer Kindheit mit der Welt des Kaffeeanbaus vertraut. Mittlerweile ist sie selbst Kaffeeproduzentin und bei Red Ecolsierra als Qualitätsmanagerin tätig. Sie ist eine von vielen Frauen in der Kooperative in einer Führungsposition. Ilba Camacho wuchs eigentlich in der Stadt auf, übernahm aber nach dem Tod ihrer Eltern die Kaffeefarm. Seitdem ist sie begeistertes Mitglied von Red Ecolsierra. Der ökologische Anbau und der Schutz der Umwelt liegen ihr besonders am Herzen. „Als Delegierte in der Hauptversammlung von Red Ecolsierra meine Gemeinde vertreten zu dürfen, hat mir viele Türen geöffnet. Ich bin an meinen Aufgaben gewachsen und habe gelernt, dass ich Fähigkeiten habe und Verantwortung in der Kooperative übernehmen kann“, erzählt Ilba Camacho. Heute fördert sie selbst andere Frauen in der Kooperative, im Rahmen ihrer Aufgaben in der Inklusionskommission.

Herzlich begrüßt wurden die beiden Frauen zunächst von der Stadt Essen mit einem anschließenden Besuch im Kaffeegarten Ruhr. In den folgenden Tagen besuchten die Frauen über 20 Veranstaltungen von Hamm bis Kamp-Lintfort, sowie die Rösterei Niehoff in Gronau, in der der Rohkaffee von Red Ecolsierra geröstet wird. Auch ein Besuch des Kölner Doms durfte nicht fehlen. Besonders beeindruckt waren die Frauen von einer Berufsschule in Moers. „Die jungen Menschen vom Hermann-Gmeiner-Berufskolleg, die selbst schon im Bereich „Ernährung“ beruflich tätig sind, haben sich sehr interessiert damit auseinandergesetzt, wie es eigentlich ist, Kleinbäuerin bzw. Kleinunternehmerin zu sein und seinen eigenen Kaffee zu vermarkten und zu verkaufen. Insgesamt waren es überall spannende und fruchtbare Gespräche“, so Stefanie Hoppe.

Während der Produzentinnen-Rundreise wurde oft klar, dass Deutschland sich in Sachen Gleichberechtigung noch einiges von der Kooperative abschauen kann. Nicht umsonst hat die Kooperative als erstes ländliches Unternehmen in Kolumbien den Preis „Equipares Rural“ für Ihre Arbeit zur Gleichstellung von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben, vom kolumbianischen Arbeitsministerium erhalten. Denn die Kommission für Inklusion von Frauen, Jugendlichen, alten Menschen und Menschen mit Behinderung, in der Ilba Camacho als Delegierte Mitglied ist, leistet hier wertvolle Arbeit.

Außerdem gelten in der Kooperative gewisse Grundprinzipien, die zu einer Gleichstellung der Geschlechter beitragen sollen. Beispielsweise ist auch der sogenannte Gender Pay Gap in Kolumbien ein Thema. Bei Red Ecolsierra gilt daher eine Faire Bezahlung ganz unabhängig des Geschlechts. „Bei Stellenausschreibungen fragen wir nicht nach einem Foto und dem Geschlecht der Person, sondern danach, welche Qualifikationen, sie mitbringt“, so Ilba Camacho. Auch eine inklusive Sprache und Frauen in Führungspositionen gehören in der Kooperative zum Alltag. Mit einem eigenen Förderprogramm für Jugendliche, Jungen sowie Mädchen, versucht die Kooperative außerdem mit Stipendien den Nachwuchs für technische und administrative Berufe auf dem Land zu halten.

Durch all diese Maßnahmen hat Red Ecolsierra es geschafft, dass mittlerweile die Versammlung aller Delegierten aus den verschiedenen Dörfern, die bei Red Ecolsierra Mitglied sind, aus 12 Frauen und 25 Männern gebildet wird, während 2010 nur drei Frauen und 2001 noch keine Frau Delegierte war. „Früher waren Berufe in der Verwaltung und Verarbeitung klassische „Männerberufe“, heute arbeiten hier mehr Frauen als Männer“, betont Mildred Niebles.

Neben der Geschlechtergleichstellung war ein wiederkehrendes Thema auf den Veranstaltungen auch der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Kaffeeanbau und die Bäuer*innen. „Wir müssen uns anpassen und zum Beispiel resistentere Pflanzen entwickeln. Allerdings haben wir nicht immer die wissenschaftlichen und technologischen Möglichkeiten und Ressourcen dafür. Außerdem müssen wir mit dem Kaffeeanbau in höhere Regionen gehen, denn in tieferen Gebieten wird das Klima für den Kaffee zu warm“, erklärt Mildred Niebles. Stärkerer und häufigerer Niederschlag löse außerdem Erdtusche aus und zerstöre die Straßen, was den Transport des Kaffees von den Anbaugebieten in die Zentrale in Santa-Marta erheblich erschwere.

Zu Ende der Reise sprachen die Expertinnen der Kooperative bei der großen Nachhaltigkeitsmesse Fair Friends in Dortmund im Rahmen der Podiumsdiskussion „Fairtrade stärkt Frauen!“ gemeinsam mit Wynnie Mbindyo, Referentin von Fairtrade Deutschland und Vera Dwors, Sprecherin des Netzwerk Faire Metropole Ruhr, darüber, wie der Faire Handel zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann.

"Frauen sind diejenigen, die am meisten unter den multiplen Krisen auf der Welt, wie Covid-19 oder der Klimakrise leiden, sei das in der Produktion, auf Plantagen oder in der Care-Arbeit. Der Faire Handel ist ein Weg, die Situation von Menschen, insbesondere von Frauen zu verbessern", so Vera Dwors, Sprecherin des Netzwerks Faire Metropole Ruhr. Daher bedeute der Faire Handel für sie vor allem Gerechtigkeit, nicht nur für Frauen, sondern auch der Umwelt und den nachfolgenden Generationen gegenüber. 

Zuletzt wurden die beiden Frauen gefragt, was der Faire Handel für sie bedeute. „Für uns bei Red Ecolsierra bedeutet der Faire Handel Transparenz, Gleichberechtigung und Wohlstand“, sagte Mildred Niebles. „Für mich bedeutet der Faire Handel vor allem eins: eine bessere Lebensqualität“. Mit diesem Schlusswort beendete Ilba Camacho anschließend eine eindrucksvolle Rundreise durch das Ruhrgebiet.

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