FAQ zur Charta

Was ist die Charta Faire Metropole Ruhr 2030?

Die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 ist eine freiwillige Vereinbarung zur Stärkung des Fairen Handels und der Fairen Beschaffung auf kommunaler Ebene, die alle 57 Kommunen (d.h. Städte, Gemeinden und Kreise) der Metropole Ruhr unterzeichnen können. Mit der Unterzeichnung verpflichten sich die Kommunen zur Erfüllung von in der Charta festgelegten Mindestzielen sowie zur Erfüllung von mindestens drei weiteren, selbst festzulegenden, optionalen Zielen.

Wozu gibt es die Charta Faire Metropole Ruhr 2030?

2010 hatten sich alle Kommunen der Metropole Ruhr in der „Magna Charta Ruhr gegen ausbeuterische Kinderarbeit“ dazu verpflichtet, auf Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu verzichten. Diese Erklärung war ein großer Erfolg für das Bündnis Faire Metropole Ruhr. Zehn Jahre später ist allerdings klar: Ein Verzicht auf Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit reicht nicht aus, um die komplexen Probleme in den Produktionsländern hinsichtlich Arbeits- und Menschenrechte in den Griff zu bekommen. Es bedarf weit umfassenderer Maßnahmen, eines langen Atems und einer strategischen Verankerung des Themas in Kommunalverwaltung und Gesellschaft. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bilden eine wichtige Grundlage für die weiteren Anstrengungen. Die neue Charta Faire Metropole Ruhr 2030 soll Kommunen Möglichkeiten aufzeigen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und diese in ihrer Verwaltung zu verankern – und bei Bedarf mit der Beratung durch das Team der Fairen Metropole Ruhr ihren individuellen Weg zu planen.

Was ist der Unterschied der Charta Faire Metropole Ruhr 2030 zu „Fairtrade-Town“ und „Hauptstadt des Fairen Handels“?

2021 sind bereits fast alle Kommunen der Metropole Ruhr Fairtrade-Towns. Diese Auszeichnung des Vereins TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) erhalten und behalten sie, wenn sie fünf festgelegte Kriterien zur Umsetzung des Fairen Handels erfüllen. Die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 baut darauf auf und ergänzt die Fairtrade-Town Kampagne um weitere Maßnahmen.

Der Preis „Hauptstadt des Fairen Handels“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) der Engagement Global gGmbH wird alle zwei Jahre vergeben und aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Ausgezeichnet werden Kommunen, die sich besonders für den Fairen Handel engagieren. Die Charta hat erst einmal mit dem Wettbewerb nichts zu tun, doch sie macht mit ihren Unterzielen Vorschläge, wie Kommunen hier zum Erfolg kommen könnten!

Wer unterzeichnet die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 für unsere Kommune?

Die Charta muss durch den Stadtrat, Gemeinderat oder den Kreistag beschlossen werden, bevor sie durch die Verwaltungsspitze unterzeichnet werden kann. Beschlossen werden soll zumindest, dass sich die Kommune der Charta anschließt und damit bis 2030 die angegeben Mindestziele sowie mindestens drei verpflichtende, selbst gewählte Ziele, erfüllen wird. Vorlagen für einen Stadtratsbeschluss (denn erste Kommunen haben bereits unterzeichnet) erhalten Sie beim Team der Fairen Metropole Ruhr.

Bis wann muss die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 unterschrieben werden?

Die Charta sollte so schnell wie möglich von allen Kommunen, die sich der neuen Vereinbarung anschließen wollen, unterzeichnet werden. Auf der einen Seite wird es in einigen Kommunen Zeit brauchen, die Ziele der Charta sorgfältig aufzustellen – auf der anderen Seite müssen diese dann auch noch umgesetzt werden, so dass nicht allzu lange mit einem Beschluss gewartet werden sollte. Eine zeitnahe Unterzeichnung ist daher eine angemessene Strategie.

Was machen wir mit der unterzeichneten Charta Faire Metropole Ruhr 2030?

Die unterschriebene Urkunde können Sie behalten und gerne öffentlichkeitswirksam präsentieren. Bitte schicken Sie eine Kopie der Urkunde und des ausgefüllten Katalogs der Taten (ausgewählte optionale Maßnahmen) an das Projektteam der Fairen Metropole Ruhr.

Bis wann müssen die Mindestziele und die selbstgewählten Ziele der Charta Faire Metropole Ruhr 2030 erfüllt sein?

Zeithorizont für die Ziele der Charta ist das Jahr 2030. Das heißt: Auch die Mindestziele müssen Sie zum Zeitpunkt der Unterschrift nicht bereits umsetzen oder erfüllen. Die Charta stellt vielmehr in ihrer individuellen Zusammensetzung aus Mindestzielen und optionalen Zielen Ihr Vorgehen dar, wie Sie bis 2030 den Fairen Handel stärken wollen.

Wer kontrolliert die Einhaltung der Ziele der Charta Faire Metropole Ruhr 2030?

Die Charta ist eine Selbstverpflichtung – und ihre Einhaltung wird nicht extern kontrolliert. Kommunen, die die Charta unterzeichnen, verpflichten sich zur Veröffentlichung der Beschlussfassung. Im Idealfall hat der zuständige Rat/Kreistag einen Blick auf die Umsetzung der Charta und hält nach, ob die festgelegten Ziele umgesetzt werden. Auch Bürger*innen sowie Medienvertreter*innen könnten an der Umsetzung interessiert sein. Um Transparenz herzustellen und die Langfristigkeit des Prozesses zu sichern, ist eine Veröffentlichung der Charta und der gewählten optionalen Maßnahmen durch die kommunale Pressestelle sowie eine regelmäßige Berichterstattung über den Umsetzungsstand sinnvoll. Auf Netzwerktreffen der Fairen Metropole Ruhr wird es bei Zusage notwendiger Fördergelder stets Gelegenheit für Kommunen geben, sich zum Umsetzungsstand der Charta und möglichen Unterstützungsmöglichkeiten auszutauschen.

Wie ist der Text der Charta Faire Metropole Ruhr 2030 entstanden?

Der Charta-Text wurde 2019/2020 in einem partizipativen Prozess unter Beteiligung von Kommunalverwaltungen sowie zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Akteuren erstellt und abgestimmt. Alle in der Fairen Metropole Ruhr vernetzten Akteure waren eingeladen, die Charta mit auszuformulieren.

Wie ist die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 aufgebaut?

Das Kernstück der Charta bilden sieben Ziele, zu deren Erfüllung sich alle unterzeichnenden Kommunen verpflichten. Diese sieben Ziele wurden als Ziele für das Engagement der im Fairen Handel engagierten Kommunen der Metropole Ruhr festgelegt. Sie sind auf der Urkunde, der ersten und zur Unterschrift vorgesehenen Seite der Charta, aufgeführt und nicht zu verwechseln mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, auf die im Charta-Text ebenfalls Bezug genommen wird.

Im Katalog der Taten der Charta Faire Metropole Ruhr 2030 werden die sieben Ziele der Charta dann über ausführlichere und verpflichtende Mindestziele konkretisiert. Hinzu kommen optionale Maßnahmen – hiervon müssen unterzeichnende Kommunen aus dem Gesamtkatalog mindestens drei auswählen, können sich aber auch für beliebig viele zusätzliche Handlungsansätze entscheiden.

Wie lauten die Ziele der Charta Faire Metropole Ruhr 2030?

Kommunen, die die Charta Faire Metropole Ruhr unterzeichnen, verpflichten sich mit Unterschrift der Urkunde zur Umsetzung der folgenden Ziele:

  1. Sie erhöhen die Anzahl der kommunalen Einkäufe, in denen die Einhaltung von Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (kurz: ILO) und, wo möglich, die Einhaltung weiterer Arbeitsnormen der ILO nachgewiesen werden muss.
  2. Sie erhöhen die Anzahl der kommunalen Einkäufe, die darüber hinaus den Kriterien des Fairen Handels entsprechen.
  3. Sie unterstützen aktiv die Fairtrade-Towns-Kampagne, informieren über den Fairen Handel, stärken das Thema im Stadtmarketing und erhöhen den Anteil fair gehandelter Produkte bei kommunalen Veranstaltungen.
  4. Sie unterstützen im Rahmen der Wirtschaftsförderung Projekte von Unternehmen, die den Fairen Handel fördern.
  5. Sie erhöhen in der Metropole Ruhr die Anzahl der Fairtrade-Schools, Faire KITAs, Fairtrade-Universities (Universitäten und Hochschulen) sowie der Fairen Jugend-häuser.
  6. Sie thematisieren den Fairen Handel und die Faire öffentliche Beschaffung im Rahmen ihrer Städtepartnerschaften.
  7. Sie benennen in ihrer Kommune mindestens eine Ansprechperson für Fairen Handel/Faire Beschaffung.

Eine ausführliche Auflistung der sieben Ziele finden Sie hier. Den Katalog der Taten, der die hier genannten sieben Ziele über verpflichtende Mindestziele und optionale Maßnahmen ergänzt, finden Sie wie auch die gesamte Charta hier.

Warum gibt die Charta konkrete Mindestziele vor?

Die Mindestziele (im Anhang, dem „Katalog der Taten“, fett gedruckt und mit einem gekennzeichnet) wurden vor dem Hintergrund ausformuliert, dass die Kommunen der Metropole Ruhr mit einer Unterzeichnung der Charta nicht nur ein Bekenntnis zum Fairen Handel/zur Fairen Beschaffung ablegen, sondern in der Folge auch möglichst konkret in die Umsetzung gehen sollten. Die formulierten Mindestziele stellen Aspekte dar, die jede Kommune, die sich ernsthaft mit den angesprochenen Themenblöcken auseinandersetzt, bis 2030 erfüllt haben sollte.

Warum müssen zusätzlich zu den Mindestzielen drei optionale Maßnahmen ausgewählt werden?

Für den Fairen Handel engagierte Kommunen sollten bis 2030 mehr tun, als ausschließlich die Mindestziele zu erfüllen. Da es aber keinen klar vorgezeichneten Weg gibt und jede Kommune andere Schwerpunkte setzt, hat man sich auf folgendes Vorgehen geeinigt: Zusätzlich zu den Mindestzielen müssen mindestens drei der zur Auswahl gestellten optionalen Maßnahmen ausgesucht und vor der Unterzeichnung angekreuzt werden. Dabei ist es egal, in welchem Zielbereich sich diese Optionen befinden, Kommunen dürfen sich auch auf einen Zielbereich besonders konzentrieren. Darüber hinaus können auch eigene Maßnahmen hinzugefügt werden, zu denen sich die Kommune verpflichtet.

Können auch weitere optionale Maßnahmen ausgewählt werden?

Ein klares Ja. Dies ist auch gewünscht. Betrachten Sie die einzelnen Zielbereiche und die vorgeschlagenen Maßnahmen, so werden Sie feststellen, dass die aufgeführten, optionalen Maßnahmen konkrete Vorschläge machen, wie Kommunen die aufgeführten Mindestziele besser erreichen oder sie in eine sinnvolle Abfolge an Maßnahmen einbetten können. Die optionalen Maßnahmen sollen durch ihren hohen Konkretisierungsgrad Kommunen Planungssicherheit und die Erstellung von konkreten Meilensteinen ermöglichen.

Wer unterstützt bei der Auswahl der optionalen Maßnahmen und bei Fragen zu den Zielen?

Zur Unterstützung können Sie jederzeit das Projektteam der Fairen Metropole Ruhr ansprechen.
Auch die regionalen Promotor*innen des Ruhrgebiets unterstützen Sie gerne bei allen Fragen rund um die Charta.

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