Rund zwei Drittel der weltweiten Kakaoernte stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste. Doch weniger als 1% der weltweiten Schokolade werden dort hergestellt. Der meiste Kakao wird als Rohmaterial in Länder des Globalen Nordens transportiert, wo er verarbeitet und verkauft wird. Dabei ist Deutschland einer der weltweit größten Exporteure von verarbeitetem Kakao. Der größte Teil der Wertschöpfung findet also nicht im Herkunftsland des Rohmaterials statt. Andere Länder wie Deutschland schöpfen den größten Teil des Gewinns ab. Am Ende bleiben vom Gewinn an einer konventionellen Tafel Schokolade nur etwa 13% im Anbauland. Um dieses ungerechte System zu brechen, baut fairafric seit 2020 die gesamte Infrastruktur der Schokoladenproduktion in Amanase, Ghana auf.
Als Teil des Projektes „Gemeinsam fair handeln“ des Netzwerks Faire Metropole Ruhr, welches von Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert wird, entstand die Idee gemeinsam mit fairafric eine ruhrgebietsweite klimafaire Regionenschokolade für die Faire Metropole Ruhr zu entwickeln. Gemeinsam mit zwölf Pilotkommunen (Bottrop, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Kreis Wesel, Lünen, Mülheim a. d. Ruhr, Neukirchen-Vluyn, Schermbeck, Schwelm, Wesel und Xanten) und dem Regionalverband Ruhr entstanden zwei einheitliche Designs für die Region. Ergänzend erhält jede Kommune eine individualisierte Banderole.
Als starken Partner hat das Netzwerk Faire Metropole Ruhr die Weltläden-Basis mit ins Boot geholt, bei der die Schokolade ab November zu kaufen sein wird. Die Weltläden-Basis vermarktet ebenfalls bereits seit über 20 Jahren erfolgreich den ruhrgebietsweiten Pottkaffee.
„Das Ruhrgebiet kann nicht die Welt retten, aber wir können einen wichtigen Beitrag leisten, für mehr Kilmaschutz und mehr globale Verantwortung“, so Markus Heißler, Sprecher des Netzwerks Faire Metropole Ruhr. „Deshalb haben wir uns für die klimaneutrale Bio-Schokolade von fairafric entschieden. Der umweltschonende Bio-Anbau, die Solartechnologie bei der Produktion, faire Kakaopreise und der Ansatz, die Schokoladenindustrie zu dekolonisieren, haben uns inspiriert und stimmen mit den Werten der Fairen Metropole Ruhr überein“.
Fairafric schafft Wertschöpfung im Land: Die solarbetriebene Fabrik schafft qualifizierte Arbeitsplätze direkt vor Ort in einer ländlichen Region. So wird der Aufbau lokaler wirtschaftlicher Strukturen gefördert und auch indirekte Jobs für Zulieferer*innen geschaffen. Damit verbleibt ein Vielfaches von lokalem Einkommen im Land. Im Durchschnitt verbleiben bei einer konventionellen Tafel Schokolade nur etwa 13% im Ursprungsland, bei fairafric sind es ca. 43%, die pro Tafel im Ursprungsland Ghana verbleiben (Quelle: Bidlingmaier & Niklas, 2022).
An die Kakaofarmer*innen bzw. die Kooperative zahlt fairafric zusätzlich zum lokalen Preis des Kakaos eine Prämie von 600 US$ pro Tonne Kakao, die höchste Bio-Prämie in Westafrika. Mit der Bio-Prämie haben die Farmer*innen die Möglichkeit, für ihre Familien zu sorgen, ihren Kindern Bildung zu ermöglichen und ihr Einkommen zu diversifizieren. Bei einer konventionellen Schokolade verbleiben im Schnitt nur etwa 9% bei den Kakaofarmer*innen. Bei einer durchschnittlichen 100g-Tafel Schokolade für 0,89 € sind dies gerade einmal 0,08 € (Quelle: INKOTA). Bei fairafric gehen etwa 13% bzw. 0,21 € an die Kakaofarmer*innen und die Kooperative, etwa doppelt so viel als sonst in Ghana (Quelle: Bidlingmaier & Niklas, 2022).
Derzeit (Stand 2023) schafft die Produktion in Ghana 91 qualifizierte Arbeitsplätze, die mindestens den vierfachen Lohn des Mindestlohns in Ghana erhalten. Alle fairafric Arbeiter*innen in der Produktion und ihre Familien sind krankenversichert. So können sie sich Gesundheitsvorsorge leisten. Der gut bezahlte qualifizierte Arbeitsplatz erlaubt es den Angestellten die Ausbildung ihrer Kinder von der Grundschule bis hin zum Universitätsabschluss zu finanzieren. In einer Kantine, die zur Fabrik gehört, erhalten alle Mitarbeitenden subventioniertes Essen. Der Arbeitsweg mit dem Bus, der alle Mitarbeiter*innen aus der Region abholt und sie sicher zur Fabrik bringt, ist kostenlos. Das Management in Ghana ist zu 100% ghanaisch geführt und besteht derzeit (Stand 2023) aus fünf Männern und vier Frauen. Chancengleichheit, flexible Arbeitszeiten und Frauen in Führungspositionen sind bei fairafric selbstverständlich.
Fairafric ist anerkannter Lieferant im Weltladen-Dachverband und von der World Fair Trade Organization (WFTO) zertifiziert. Der Weltladen Dachverband ist die Vereinigung der Weltläden in Deutschland und arbeitet streng nach den Kriterien des Fairen Handels.
Das komplette Dach der Fabrik ist seit Anfang 2021 mit 578 Solarpanels bedeckt. Im Durchschnitt werden mit der Solaranlage etwa 16.500,25 kWh/Monat erzeugt. Damit erfolgt die Produktion der Schokolade in Ghana zu 100% klimaneutral aus diesem Ökostrom. Bei der Produktion der Schokoladen lassen sich Umwelteinflüsse trotzdem (noch) nicht ganz vermeiden. Deshalb werden alle CO2 Emissionen, die anfallen, ausgeglichen durch die Investition in ein Naturwaldaufforstungs-Projekt in Togo. Zukünftig möchte fairafric noch einen Schritt weiter gehen und durch eine dynamische Agroforstwirtschaft auf den eigenen Kakaofarmen den CO2-Fußabdruck der Schokolade 4-fach kompensieren. Damit würde die Schokolade dann sogar klimapositiv werden.
Auch den Transport der Schokolade nach Europa gestaltet fairafric so klimaschonend wie möglich. Nämlich mit dem Schiff anstatt mit dem Flugzeug, von der Hafenstadt Tema nach Hamburg. Der Kühlcontainer ist mit 16 Grad temperiert und die CO2 Belastung werden ebenfalls ausgeglichen.
Die umweltfreundliche Verpackung besteht aus NatureFlex Folie. Die Folie besteht aus Holzzellstoff, der aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und ist sogar im hauseigenen Kompost biologisch abbaubar.
Der Kakao für unsere Schokolade stammt von ca. 250 Farmer*innen der Initiative von Yayra Glover. Die Farmer*innen erhalten regelmäßig Schulungen zur Ertragssteigerung und zum Bio-Anbau. Alles ohne chemische Pestizide, künstliche Bewässerung und Bestäubung.
Yayrator Glover, der Gründer der Kooperative, startete vor etwa 13 Jahren ein Bio-Kakaoprojekt in Ghana. Der ghanaische Unternehmer, der lange Zeit in der Schweiz gelebt hat, rief das Bio-Kakaoprogramm ins Leben, um einen ökologisch nachhaltigen und möglichst klimaresilienten Anbau in Ghana zu ermöglichen. „Unser Bio-Kakaoprojekt rettet Ghanas schwindende Regenwälder, verbessert die Ökologie durch langfristigen Schutz des Ökosystems und stärkt die wirtschaftliche Lage der Kakaobauern und -bäuerinnen, widerstandsfähiger zu werden“, sagt Herr Glover. Neben den umwelt- und klimaschonenden Anbaumethoden erhalten Kakaobäuer*innen Schulungen über die Auswirkungen des Klimawandels und lernen klimaresiliente Früchte kennen, die sie anbauen können, um gleichzeitig ihre ökonomische Situation zu verbessern.
Das Ruhrgebiet steht in der Tradition erkämpfter Rechte für Arbeiter*innen und einer sozial gerechten Ausgestaltung der Industrialisierung. Doch mehr denn je produzieren Menschen weltweit Güter unter menschenrechtsverletzenden Bedingungen – auch für Kommunen im Ruhrgebiet. Ein solidarisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen ist die Basis eines friedlichen Zusammenlebens – lokal und global. Das Design der Schokolade soll die Verbindung der Arbeiter*innenbewegung bzw. des Arbeitskampfes im Ruhrgebiet mit dem Kampf der Fair-Handels-Bewegung für gute Arbeitsbedingungen im globalen Süden, z.B. beim Anbau von Kakao, symbolisieren. Mit der Schokolade wollen wir zeigen, dass wir als Ruhrgebiet nicht nur historisch mit diesem Thema verbunden sind, sondern uns auch heute noch für gute Arbeitsbedingungen weltweit einsetzen.
Das besondere an der veganen, hellen Schokolade: Sie wird auf Basis von Cashews gefertigt. Dabei werden die Cashews auf innovative Weise verarbeitet: Der Cashew-Bruch wird zu feinem Püree verarbeitet, das als vegane und gesunde Alternative zu Milchpulver in Schokolade verwendet wird. Die Bio-Cashews stammen von über 4000 Bauernfamilien in Burkina Faso, selbstverständlich auch aus fairen Bedingungen.
Ähnlich wie beim Kakao werden über 70% der weltweiten Cashews in Westafrika angebaut, doch findet die Verarbeitung nicht vor Ort in Westafrika statt, sondern zu 95% in Südostasien, so dass nur ein kleiner Bruchteil des Einkommens in den Ursprungsländern verbleibt. Die Firma „gebana“ ist seit über 20 Jahren in Burkina Faso aktiv und hat vor Ort eine Cashew-Verarbeitung aufgebaut, wodurch über 600 Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein weiterer Vorteil: Durch die lokale Verarbeitung fallen der weite Transportweg nach Südostasien und damit verbundene CO₂-Emissionen weg.
Mit der Schokolade wollen wir zeigen, dass das Ruhrgebiet längst mehr ist als sein Image von Kohle und Stahl. Es hat sich in der Zwischenzeit zu einem Zentrum für Innovation, grüne Technologien und Klimaschutz entwickelt, in dem mit der Renaturierung von Industriebrachen und vielseitigen Grünanlagen sowohl der Klimaschutz als auch der Freizeitwert der Menschen, die im Ruhrgebiet leben, im Fokus stehen. Wir sehen den Klimawandel als eine globale Herausforderung und den Klimaschutz als eine generationenübergreifende, gemeinsame Aufgabe. Daher unterstützen wir nicht nur den lokalen Klimaschutz, sondern mit der Schokolade auch Initiativen wie fairafric, die in Ghana Maßnahmen zum Klimaschutz vorantreiben.
Die Kakaosplitter für unsere vegane Sorte stammen, wie der Kakao, von der Bio-Kakaokooperative Yayra Glover.
Der Zucker für unsere Schokoladen stammt aus Mosambik von Pure Live Organic Foods. Pure Live verfolgt eine strenge Überwachung der gesamten Lieferkette, unterstützt ihre Landwirtinnen und Landwirte in den jeweiligen Anbauländern und schafft neben Wachstumschancen für die Mitarbeiter*innen in Mosambik auch eine Infrastruktur vor Ort.
Auch beim Design unserer eigenen Ruhrgebietsverpackungen sollte die Wertschöpfung zu 100% in Ghana bleiben. Veronica Nana Ama Mensah ist eine kreative Designerin mit über 10 Jahren Erfahrung im Bereich Grafikdesign. In Ghana wird sie auch gern “Nana Ama“ genannt, was so viel bedeutet wie “eine Königin, die an einem Samstag geboren wurde“. Nana Ama ist begeisterte Musikliebhaberin und singt und zu tanzt gerne dazu. Ihr Lieblingszitat lautet “Sei nicht perfekt, sei echt.”