Weltweit und besonders im Globalen Süden sind Frauen und Mädchen gegenüber Männern und Jungen in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Frauen erhalten oftmals schlechtere Löhne als Männer und sind häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und ohne ausreichenden Sozialschutz beschäftigt. Der Faire Handel möchte mit seinen Prinzipien und Zielen der Nicht-Diskriminierung und der Stärkung von Frauen und ihren Rechten zu mehr Geschlechtergleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit beitragen.
Eine Zusammenfassung zum Thema Ungleichheiten, Geschlechtergleichstellung und Fairer Handel finden Sie hier.
Im Rahmen unseres Projektes organisieren wir gemeinsam mit Produzentinnen aus dem Globalen Süden eine Rundreise durch das Ruhrgebiet zum Thema Geschlechtergleichstellung im Fairen Handel. Zwischen dem 15. und 30. August reisen dafür zwei Kolumbianerinnen aus der Kaffeekooperative Red Ecolsierra, die den Kaffee für den Pottkaffee anbaut, ins Ruhrgebiet und begleiten uns zwei Wochen lang zu verschiedenen Veranstaltungen, um von ihrer Arbeit in der Kooperative zu berichten und über das Thema Geschlechtergleichstellung im Globalen Süden zu informieren.
Hintergrundinformationen über die Produzentinnen und die Kooperative finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Hier finden Sie eine Übersicht aller öffentlicher Termine der Produzentinnenrundreise 2022:
17.08.2022, 12:00 Uhr Fairer Kaffeetag mit Produzentinnen aus Kolumbien in der Johanniskirche, Hagen
22.08.2022, 10:00 -12:00 Uhr Faires Frühstück in Bochum im Clubraum der Volkshochschule Bochum
Mildred ist eine der wichtigsten Frauen in der Organisation Red Ecolsierra. Sie leitet die Qualitätskontrollen des Kaffees und ihre Arbeit ist eine Garantie für exzellenten Kaffee. Als Tochter einer der Begründer von Red Ecolsierra ist sie schon seit ihrer Kindheit mit der Welt des Kaffeeanbaus vertraut. Sie wuchs auf der Kaffeefinca ihres Vaters in der Sierra Nevada de Santa Maria auf und verkörpert die Liebe zum Leben auf dem Land und in den Bergen. Nach dem Tod ihrer Eltern und ihres Bruders übernahm sie den Familienbetrieb. Sie hat ihr Leben dem Kaffeeanbau gewidmet und dank dieser Leidenschaft kann sie ihre drei Kinder in die Schule schicken und mit ihnen ein menschenwürdiges Leben führen. Ihre Familie bewirtschaftet nun ihr eigenes Land mit der eigenen Kaffeesorte „Café Campo Alegre“.
Bereits 2003 übernahm sie den Einkauf und die Organisation der Vorratshaltung des Kaffees bei Red Ecolsierra. 2016 machte sie dann eine berufliche Qualifizierung als sogenannte Q-Graderin, eine durch das international angesehene Coffee Quality Institute (CQI) durchgeführte Sensorik-Ausbildung zur Bewertung von Kaffeequalität, und übernahm die Leitung der Qualitätskontrolle beim Red Ecolsierra. Während der Ausbildung erlernen die Teilnehmer, die Eigenschaften von Kaffee, wie z.B. Aroma, Säure, Geschmack, sensorisch zu erfassen und dabei z.B. per Geschmack und Geruch die Herkunft oder die Sorte eines Kaffees, sowie seine Qualität festzustellen.
Ilba Camacho übernahm 2010 die Kaffeefarm "Bello Horizonte" ihres Vaters in den Bergen „Azul Páramo“ in der Region San Javier, und begann sich mit dem Kaffeeanbau zu beschäftigen. Ilba begeistert die Verbindung von nachhaltiger Produktion und Umweltschutz, die von Red Ecolsierra gefördert werden. „Die Wahrung und der Schutz der Natur hängt vom Menschen ab, jeder ist für einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zuständig, damit sie der nächsten Generation zur Verfügung stehen.“
Seitdem sie Mitglied in der Kooperative Red Ecolsierra ist, lernt sie nicht nur viel über den ökologischen Kaffeeanbau, sondern übernimmt auch wichtige Aufgaben in der Kooperative. Zum einen leitet sie den Zusammenschluss der Bauern und Bäuerinnen in ihrer Gemeinde San Javier. Als Mitglied der Integrationskommission im Red Ecolsierra, setzt sie sich außerdem für die Partizipation von Frauen, Jugendlichen und älteren Menschen ein, damit diese an den Aktivitäten der Organisation teilnehmen können. „Ich bin stolz, einer Kaffee-Kooperative anzugehören, in der die Frau anerkannt ist und wir angeregt werden, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Außerdem werden wir ständig fortgebildet und engagieren uns für die Gleichstellung von Mann und Frau, sei es bei der Arbeit, als auch zu Hause und in unserer Dorfgemeinde,“ sagt Ilba.
Die kolumbianische Fairtrade-Kooperative Red Ecolsierra besteht aus über 300 kleinbäuerlichen Familien und hat sich auf den ökologischen Kaffeeanbau in der Sierra Nevada de Santa Marta spezialisiert. Neben einer nachhaltigen Landwirtschaft unter Berücksichtigung eines ökologischen Gleichgewichts, setzen sie sich für faire Preise für die Produzent*innen ein. Seit über 20 Jahren erhalten die Städtekaffees im Ruhrgebiet, der sog. "Pottkaffee", ihren Bio-Kaffee von Red Ecolsierra.
Red Ecolsierra setzt sich außerdem für die Rechte von Frauen und Geschlechtergleichstellung ein. Für ihr Engagement bekam die Kooperative den Preis „Equipares Rural“ vom kolumbianischen Arbeitsministerium verliehen. Damit wurden sie als erste Organisation auf dem Land ausgezeichnet, die sich für Geschlechtergerechtigkeit und die Förderung benachteiligter Gruppen engagiert.
Den Kaffee der Kampagne „Der Pott kocht fair“ gibt es im ganzen Ruhrgebiet zu kaufen, er trägt den jeweiligen Städtenamen als Marke. Der Kaffee wird aus reinen Hochland-Arabica-Sorten bester Qualität hergestellt. Die Bohnen werden von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen der Kooperative Red Ecolsierra in Kolumbien auf biologische Weise angebaut und von der Fair- Handels-Organisation El Puente nach Deutschland importiert. Seit über 20 Jahren erhalten die Städtekaffees im Ruhrgebiet ihren Bio-Kaffee bereits von Red Ecolsierra. Die Pottkaffee-Kampagne verbindet soziales Engagement und ökologische Aspekte: KleinbäuerInnen sichern damit ihre wirtschaftliche Existenz. - Biologischer Anbau hilft die Umwelt zu erhalten.